Antibiotika auch bei länger dauernder Rhinosinusitis nicht indiziert
Antibiotika werden bei Rhinosinusitis nach wie vor häufig verschrieben, da eine virale von einer bakteriellen Sinusitis kaum zu unterscheiden ist. Eine von der Universität Basel im Lancet publizierte Metaanalyse ist der Frage nachgegangen, welche Patientengruppen von Antibiotika profitieren könnten.
Die Datenbanken Medline, Cochrane Library, Embase und Referenzlisten von identifizierten Studien wurden nach randomisierten, placebokontrollierten Studien durchsucht, welche den Effekt von Antibiotika bei Rhinosinusitis evaluierten. Analysiert haben die Autoren schliesslich die Daten von 2'547 erwachsenen Patienten aus 9 Studien. Primärer Endpunkt war der Effekt des Antibiotikums gegenüber Placebo, ausgedrückt als Number Needed to Treat (NNT), um einen zusätzlichen Patienten frühzeitig zu heilen. Stratifiziert wurden die Resultate je nach Symptomatik der Patienten.
15 Patienten mit Symptomen einer Rhinosinusitis müssten mit Antibiotika behandelt werden, um einen zusätzlichen Patienten frühzeitig zu heilen. Patienten mit purulentem Sekret im Pharynx brauchten länger, bis sie geheilt waren; bei dieser Population betrug die NNT 8. Bei älteren Patienten, solchen mit schwereren Symptomen oder mit längerer Dauer der Symptome war die Heilungsdauer ebenfalls länger; diese profitierten jedoch nicht mehr von einer Antibiose als andere Patienten.
Konklusion der Autoren: Klinische Zeichen und Symptome dienen nicht zur Identifizierung von Rhinosinusitis-Patienten, welche von Antibiotika profitieren. Antibiotika sind bei Rhinosinusitis auch dann nicht indiziert, wenn die Symptome bereits während 7-10 Tagen bestehen.
Lancet 2008;371:908-914 - Young J et al
17.03.2008 - dde