Atemwegsinfekte: "Shared-decision-making" reduziert Antibiotika-Überverordnungen
Antibiotikaverordnungen bei akuten Atemwegsinfekten lassen sich deutlich reduzieren, wenn entsprechend geschulte Ärzte und informierte Patienten gemeinsam die Therapieentscheidung treffen.
An der randomisierten Studie, die in der kanadischen Provinz Quebec durchgeführt wurde, beteiligten sich 149 Hausärzte aus neun Lehrpraxen. 77 Hausärzte nahmen an einem Schulungsprogramm (DECISION+2) teil, einem zweistündigen Online-Turorial zum sinnvollen Einsatz von Antibiotika bei akuten respiratorischen Infekten sowie zur effektiven Kommunikation und Einbezug der Patienten bei der therapeutischen Entscheidung. Die restlichen 72 Hausärzte erhielten kein derartiges Schulungsprogramm.
In der Gruppe der geschulten Ärzte entschieden sich 27.2% von 181 Patienten für ein Antibiotikum, in der Kontrollgruppe waren es dagegen 52.2% von 178 Patienten. Somit wurden in der Verumgruppe die Antibiotikaverordnungen um 52% gesenkt und signifikant mehr Patienten hatten das Gefühl, bei der Therapieentscheidung miteinbezogen worden zu sein (p<0.001). Nach zwei Wochen bestand im klinischen Ergebnis kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
Konklusion der Autoren: Die gezielte Schulung zur gemeinsamen Therapieentscheidung von Ärzten und Patienten führte zu einer Senkung der Antibiotika-Anwendungen bei akuten Atemwegsinfekten, ohne sich negativ auf das klinische Ergebnis auszuwirken.
Link zur Studie
CMAJ 2012;184:726-734 - Légaré F et al.
18.10.2012 - gem