Chemotherapie bei Hodenkrebs, eine Review
Dank neuen Chemotherapieregimes hat sich die Prognose von Patienten mit Hodenkrebs in den letzten 30 Jahren drastisch verbessert. Allerdings sind die toxischen Langzeiteffekte der verwendeten Medikamente nicht zu unterschätzen. Im JAMA wurde aktuell eine Review zur Chemotherapie bei fortgeschrittenem Hodenkrebs publiziert.
Als Quellen für die Review dienten die Datenbanken Medline und Cochrane Library sowie Referenzlisten identifizierter Artikel und Bibliographien. Die Autoren suchten nach Studien, welche die Effektivität und Nebenwirkungen medikamentöser Therapien des fortgeschrittenen Keimzelltumors evaluierten. Das Schwergewicht lag auf randomisierten, kontrollierten Studien.
In der Review berücksichtigt wurden 186 Studien. Die Chemotherapie mit einer Cisplatin-Kombination erfolgt je nach Risikostratifizierung anhand von klinischen Kriterien prognostischer Relevanz. Gemäss klinischen Studien erreichen ca. 90% aller Patienten mit einer guten Prognose eine dauerhafte komplette Remission durch eine Chemotherapie mit 4 Zyklen Etoposid/Cisplatin oder mit 3 Zyklen Cisplatin/Etoposid/Bleomycin. Patienten mit moderater oder schlechter Prognose erreichen weniger häufig eine komplette Remission. Der Therapiestandard bei dieser Patientenpopulation besteht aus 4 Zyklen Bleomycin/Etoposid/Cisplatin. Auch sekundäre und tertiäre Hochdosis-Chemotherapien haben ein kuratives Potential. Bei den toxischen Effekten fallen vor allem die Langzeiteffekte der Medikamente ins Gewicht. Erhöht ist das Risiko nach Chemotherapie für kardiovaskuläre Ereignisse, Infertilität und sekundäre Malignome. Auch späte Hodenkrebsrezidive kommen vor.
Konklusion der Autoren: Die Chemotherapie mit einer Cisplatin-Kombination erfolgt aufgrund einer klinischen Risikostratifizierung. Es ist wichtig, dass jeder Kliniker mit den Spätkomplikationen dieser Behandlungen (kardiovaskuläre Ereignisse, Infertilität, sekundäre Malignome) vertraut ist.
Link zur Studie
JAMA 2008;299:672-684 - Feldman DR et al
13.02.2008 - dde