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Diagnosefehler in der Primärversorgung

Seit gut einem Jahrzehnt wird das Problem medizinischer Fehler bzw. gefährdeter Patientensicherheit intensiv diskutiert. Bis heute stammen jedoch weltweit die meisten Studien aus der Hochrisiko-Medizin bzw. der stationären Versorgung. Nur vereinzelt wurden Untersuchungen im Bereich der hausärztlichen Versorgung durchgeführt.
Für die Studie wurden die elektronischen Patientenakten aus zwei grossen US-amerikanischen Gesundheitszentren in Houston nach Diagnosefehlern gescreent. Zum Aufspüren von übersehenen oder fehlerhaften Diagnosen dienten sogenannte "Trigger-Informationen", wie unerwartete Arztbesuche oder Klinikeinweisungen innerhalb von 14 Tagen nach der Erstvorstellung.

 

Unter den insgesamt 190 gefundenen Fällen fanden sich 68 übersehene Einzeldiagnosen. Meist handelte es sich um Erkrankungen, die in der Primärversorgung häufig gesehen werden, wie Pneumonie (6.7%), dekompensierte Herzinsuffizienz (5.7%), akutes Nierenversagen (5.3%), Primärtumor (5.3%) und Harnwegsinfekt oder Nierenbeckenentzündung (4.8%). Der häufigste Grund der Diagnosefehler waren Mängel im Arzt-Patienten-Kontakt (78.9%), wobei hier vor allem Mängel bei der Anamneseerhebung (56.3%), bei der körperlichen Untersuchung (47.4%) und bei der Anforderung von diagnostischen Tests (57.4%) zu Diagnosefehlern führten. Weitere Hauptgründe für Diagnosefehler waren fehlerhafte Überweisung (19.5%), patientenbezogene Faktoren wie Schwierigkeiten bei der Symptombeschreibung, etc. (16.3%), fehlerhafte Follow-up und Dokumentation diagnostischer Informationen (14.7%) und Mängel bei Durchführung und Interpretation diagnostischer Tests (13.7%). In 43.7% der Fälle waren mehr als einer der genannten Gründe die Ursache. Die meisten Diagnosefehler hatten das Potential, die Patienten ernsthaft zu schädigen.

 

Konklusion der Autoren: Die Diagnosefehler umfassten eine Reihe häufiger Erkrankungen, die das Potenzial hatten, die Gesundheit des Patietnen ernsthaft zu gefährden. Die meisten Fehler traten im Zusammenhang mit Mängeln im Arzt-Patienten-Kontakt auf. Zur Prävention von Diagnosefehlern müsse vermehrt auf Verbesserungen bei der klinischen Untersuchung sowie auf das Zusammentragen und die korrekte Synthese (Wissensverarbeitung, Interpretieren) von Patientendaten und Befunden gelegt werden.

 

Link zur Studie

JAMA Intern Med. 2013;173(6):418-425 - Singh H et al.

03.04.2013 - gem

 
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