Status epilepticus: Intramuskuläre versus intravenöse Applikation
In einer Studie im NEJM erbrachte bei Patienten mit Status epilepticus die notfallmässige Behandlung mit Midazolam intramuskulär mindestens gleich gute, wenn nicht sogar bessere Resulate wie Lorazepam i.v. Damit bleibt den Notfallärzten das bei krampfenden Patienten oft schwierige Anlegen eines venösen Zugangs erspart.
In der randomisierten, doppelblinden Studie wurde bei Patienten mit Status epilepticus (generalisierte tonisch-klonische Krampfanfälle länger als 5 Minuten) die Nicht-Unterlegenheit der intramuskulären Injektion von Midazolam gegenüber der intravenösen Gabe von Lorazepam geprüft. Primärer Endpunkt war Krampffreiheit beim Eintreffen in der Klinik ohne Bedarf an weiterer "Rescue-Therapie". Sekundäre Endpunkte waren Beatmungsbedarf, Rate erneuter Krampfanfälle, Dauer bis zur Verabreichung der Therapie und Zeit bis die Krampfanfälle gestoppt werden konnten.
In der Gruppe mit Midazolam i.m. waren bei Eintreffen in der Klinik 73.4% (329/448 Patienten) krampffrei gegenüber 63.4% (282/445 Patienten) in der Gruppe mit Lorazepam i.v. Mit einer absoluten Differenz von 10 Prozentpunkten war die intramuskuläre Midazolam-Injektion mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar signifikant überlegen (p<0.001 für Nicht-Unterlegenheit wie auch Überlegenheit). Midazolam i.m. konnte zwar schneller verabreicht werden (im Schnitt nach 1.2 Minuten vs. 4.8 Minuten bei Lorazepam i.v.), die Wirkung trat bei Lorazepam i.v. jedoch rascher ein (Krampfanfälle stoppten im Schnitt nach 1.6 Minuten vs. 3.3 Minuten). Keine Unterschiede wurden bei den Raten notwendiger Beatmungen (14.1% Midazolam vs. 14.4% Lorazepam), erneuter Krampfanfälle (11.4% vs. 10.6%) und Nebenwirkungen beobachtet.
Konklusion der Autoren: In der notfallmässigen Behandlung des Satus epilepticus ist Midazolam i.m. mindestens so sicher und effektiv wie Lorazepam i.v.
Link zur Studie
N Engl J Med 2012;366:591-600 - Silbergleit R for the NETT Investigators
20.02.2012 - gem