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Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen

 

Die Fort- und Weiterbildung spielt in allen medizinischen Fachgebieten eine zunehmend grössere Rolle. Der ungebremste Zuwachs an wissenschaftlicher Information durch moderne Kommunikationstechnologien führt aber dazu, dass die Halbwertszeit für gesichertes Wissen immer kürzer wird. Die rasche Entwicklung mit neuen Verfahren und Techniken machen es auch in der Gastroenterologie und Hepatologie notwendig, sich regelmässig fortzubilden. Das verfügbare Wissen zu sichten und nach seiner Bedeutung zu ordnen, zu gewichten und weiterzugeben ist eine dankbare Aufgabe für den akademischen Lehrer. Mit der heutigen Nummer des Medizin Spektrums möchten wir Ihnen einige ausgewählte Themen aus den beiden Gebieten vorstellen. Die vorliegende Ausgabe soll helfen, die Perspektiven in diesen ausgewählten Themen besser einzuordnen.

 

Das Heft enthält strukturierte, kritisch beleuchtete Besprechungen von neueren, kürzlich erschienen Studien. Daneben wurden die neusten Entwicklungen zusammengefasst, die an der kürzlich durchgeführten Jahrestagung der europäischen Gastroenterologen (United European Gastroenteology Federation oder kurz UEGW) in Berlin vorgestellt worden sind. Neue Behandlungsmöglichkeiten bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa werden diskutiert, die neusten Entwicklungen zu Hepatitis und schliesslich Studien besprochen, die das Darmkrebs-Screening thematisieren.

 

PD Dr. med. Lukas Degen bespricht Neues zur Refluxkrankheit aus der Sicht des praktizierenden Arztes. Sodbrennen ist wahrscheinlich eines der häufigsten gastrointestinalen Symptome in der westlichen Welt. Bis zu 40% der Bevölkerung leiden gelegentlich an Sodbrennen oder verwandten Symptomen, 10% haben wöchentlich Symptome. Die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch eine Refluxerkrankung ist ein häufiges Problem. Dr. Degen erläutert nun in seinem Artikel die neuen Überlegungen zur Pathophysiologie und zum Management dieser Patienten.

 

Prof. Dr. med. Markus Heim bespricht wesentliche Neuerungen auf dem Sektor der Virushepatitiden. Insbesondere die neuen Behandlungsmöglichkeiten mit pegylierten Interferonen in Kombination mit antiviralen Substanzen bei Patienten mit chronischer B- oder C-Hepatitis. Der natürliche Verlauf der Hepatitis-C-Infektion ist sehr variabel, und eine individuelle Prognose für die Dauer bis zur Entwicklung einer Leberzirrhose ist nur sehr beschränkt möglich. Die Indikation zur Therapie basiert nicht nur auf einzelnen biochemischen Parametern (Transaminasen), sondern muss individuell abhängig gemacht werden von der Wahrscheinlichkeit der dauerhaften Viruselimination, den Symptomen, der Histologie und der erwarteten Progression der Erkrankung. Auch bei der chronischen Hepatitis-B-Infektion ist der natürliche Verlauf sehr variabel. Die Mehrzahl (> 90%) der Infektionen im Erwachsenenalter heilt aus; die chronische Verlaufsform kann in etwa einem Drittel zur Leberzirrhose mit Komplikationen führen (portale Hypertonie, hepatozelluläres Karzinom). Die verschiedenen Aspekte, insbesondere die Therapieoptionen, werden von Markus Heim besprochen und gewichtet und damit für den Nichtspezialisten verständlich gemacht.

 

PD Dr. med. Ludwig Heuss stellt Ihnen zwei Problemkreise vor: die Abklärung der chronischen Diarrhoe sowie Präventionsüberlegungen zum Kolorektalen Karzinom. Dem Problem der Prophylaxe ist immer mehr Bedeutung zuzumessen, wobei vor allem die Kolonkarzinomprophylaxe zur Diskussion steht. Die Anstrengungen sind im letzten Jahr von verschiedener Seite unterstützt worden (Krebsliga), doch bleiben viele Fragen offen und ungelöst. Die Abklärung der chronischen Diarrhoe ist in der Praxis kein so häufiges Problem, es stellt aber den praktizierenden Arzt oft vor komplexe Abklärungen. Ludwig Heuss hat versucht, einfache Algorithmen zu definieren, um eine logische und rationelle Abklärung zu ermöglichen.

 

Trotz vieler Fortschritte im Verständnis der Pathogenese und der Mechanismen der Entzündungsreaktion ist die Therapie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) nach wie vor symptomatischer Natur. Eine Heilung ist bis auf weiteres nicht möglich. Die Möglichkeiten in der Behandlung haben sich aber in den letzten Jahren stark verbessert (neue Medikamente; neue Therapieansätze). Neuere Arbeiten weisen zudem darauf hin, dass Kombinationen von Medikamenten besser wirken als einzelne Substanzen. Das Fazit für den praktizierenden Arzt ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Spezialisten. In der vorliegenden Arbeit sollen neue Aspekte vorgestellt werden.

 

Ich hoffe, dass Sie mit dieser Nummer des Medizin Spektrums einige spannende Stunden mit anregender Lektüre verbringen können.


Prof. Dr. med. Christoph Beglinger, Departement für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsspital Basel

 

 

Weitere Auskünfte können über das Sekretariat der Gastroenterologie erhalten werden (Telefon: 061 265 51 74) oder im Internet: www.gastroenterology-basel.ch

 

 
Medizinspektrum
 
15.11.2006 - dde
 



 
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