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Interventionelle Shuntverschlüsse

Seit dem erstem perkutanen Verschluss eines Vorhofseptumdefektes 1974 entwickelte sich der interventionelle Shuntverschluss zunehmend zu einer minimal invasiven Alternative zur chirurgischen Behandlung vieler kleinerer Vorhofseptumdefekte sowie des persistierenden Ductus arteriosus. Zahlenmässig die grösste Rolle spielt heutzutage jedoch der perkutane Schirmverschluss des persistierenden Foramen ovale. Beim Foramen ovale handelt es sich um eine meist schlitzartige Öffnung im Vorhofseptum, welche den in utero physiologischen Rechts-Links Shunt gewährleistet und sich dann in den ersten Lebensmonaten nach der Geburt verschliesst.

 

Bei ca. 25% der Bevölkerung bleibt das Foramen ovale jedoch offen und stellt somit eine der häufigsten persistierenden kongenitalen Anomalien dar. Das persistierende Foramen ovale wurde zunehmend als mögliche Ursache von verschiedenen Krankheitsbildern erkannt, insbesondere der paradoxen Embolie, aber auch der neurologischen Dekompressionskrankheit bei Tauchern, der refraktären Hypoxämie bei Patienten mit rechtsventrikulärem Infarkt oder schwerer Lungenerkrankung, der orthostatischen Desaturation beim seltenen
Platypnoe-Orthodeoxie-Syndrom, und neuerdings möglicherweise auch der Migräne mit Aura.

 

Beim perkutanen Verschluss des persistierenden Foramen ovale beziehungsweise kleinerer Vorhofseptumdefekte kann mit den neueren Schirmmodellen mit einer Erfolgschance von > 95% bei einem sehr geringen Komplikationsrisiko gerechnet werden. Der weniger als 30 Minuten dauernde Eingriff wird in Lokalanästhesie vorgenommen und erfordert eine Durchleuchtungszeit von etwa 5 Minuten. Die derzeit verwendeten Verschlusssysteme beruhen im Wesentlichen auf einem Doppelschirmprinzip, welches hier stellvertretend am Amplatzer PFO Occluder aufgezeigt wird. 

Hierbei handelt es sich um eine mit Polyesterstückchen gefüllte, runde Doppelscheibe mit einem flexiblen Verbindungshals, die aus Nitinolwindungen, einer Formgedächtnislegierung aus Nickel und Titan, besteht. Aufgrund unserer klinischen Erfahrung bei etwa 500 Patienten über einen Zeitraum von 9 Jahren konnte gezeigt werden, dass der perkutane Schirmverschluss des offenen Foramen ovale der medikamentösen Behandlung in der Rezidivprophylaxe von paradoxen Embolien zumindest ebenbürtig ist. Bei Hochrisikopatienten mit rezidivierenden embolischen Ereignissen oder einem vergesellschafteten Vorhofseptumaneurysma erwies sich der Schirmverschluss der medikamentösen Behandlung sogar überlegen. Als eines der Pionierzentren weltweit legen wir zudem Wert auf ein technisch einfaches und für den Patienten schonendes Verfahren. So verzichten wir beispielweise auf eine transösophageale Echokardiographie während des Eingriffes, da sie für den Patienten unangenehm ist oder eine Intubationsnarkose erfordert.

 

Mittelfristig dürften die Schirmverschlüsse etwa 10% der Dienstleistung im interventionellen Bereich ausmachen. Als neue Indikation zeichnet sich zudem der perkutane Schirmverschluss des linken Vorhofsohres als Alternative zur oralen Antikoagulation bei Vorhofflimmern ab.

 

Dr. med. Andreas Wahl, Oberarzt Kardiologie, Schweizer Herz- und Gefässzentrum Bern, Universitätsklinik Inselspital, 3010 Bern.

 



 
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