Kwasi Nyankson
Es gibt Menschen, die meiden öffentliche Verkehrsmittel, wann immer es geht; der „Mief“ und die vielen schlecht gelaunten Menschen, denen man begegnet, sind einige der Gründe dafür. Deshalb ist es gut, gibt es Kwasy Nyankson.
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Kwasi Nyankosn in ''Fahrt'' |
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Darf ich vorstellen: Kwasi Nyankson. Er kommt aus Ghana und ist bei Zugreisenden zwischenzeitlich bekannt wie ein bunter Hund.
Kwasi ist eine Lichtgestalt in der Servicewüste, ein Chief Motivation Officer und ein unverbesserlicher Optimist. Er gibt uns Zugreisenden viel mehr als Schinkensandwich und Cola. Kennengelernt habe ich Kwasi auf der Strecke Luzern-Bern im Februar 2004.
Es war einer jener Tage, an denen man am liebsten im Bett geblieben wäre. Ich sitze im Zugabteil am Fenster und neben mir zieht eine vernebelte Landschaft vorbei. Es ist weder Winter noch Sommer, weder Frühling noch Herbst. Es ist grau. Seit Tagen haben die Sonnenstrahlen den Boden nicht mehr berührt. Im Zugabteil sitzen jene Geschäftsleute, die entweder Zeitung lesen oder arbeiten. Ihre Gesichter verraten mir, dass Sie dies nicht aus dem Lustprinzip heraus tun.
„Ohhmambelee, jamambalaaa...“ solche Töne durchdringen auf einmal die angestrengte, eidgenössische Stille mit einer Lockerheit, die überfordert. Den Minibarwagen vor sich herschiebend, betritt ein afrikanischer Railbarmitarbeiter laut singend das Abteil. Mit Sprüchen wie „Kaffee ist heute schwarz und Aktion...“ oder „Serviette ist gratis...“ bedient er die Fahrgäste. Jeden schaut er sich genau an und für jeden hat er einen fröhlichen, motivierenden Spruch auf Lager. Einige der Fahrgäste vertiefen sich auf einmal so angestrengt in ihre Zeitung, dass man ihnen ansieht, dass sie gar nicht lesen. Sie sind ob dem gut gelaunten „Wohlfühlmanager“ überfordert.
Bei mir angelangt, räumt er meine leere Coladose ab, wischt mit einem Tuch die kleine Abstellfläche sauber und fragt: „Wie immer?“ dabei sehen wir uns soeben zum ersten mal.
Er serviert mir einen Kaffee und ein Croissant und dabei lachen mich seine schneeweissen Zähne unentwegt an. Während er meinen Nachbarn bedient, notiere ich mir seinen Namen, der so fremdklingend auf seinem Namensschild geschrieben steht.
Als Kwasi Nyankson ins nächste Abteil weitergeht, drehen sich die Fahrgäste um und schauen ihm nach. Einige tuscheln und besprechen das soeben Erlebte, mit ihrem vor wenigen Minuten noch anonymen Sitznachbarn. Doch eines hatten wir nun alle gemeinsam: Unsere Gesichtsfalten zeigten alle nach oben.
Wenige Monate später überreichte ich Kwasi Nyankson den Kundenverblüffungs-Award 2004 für seinen Mut, anders zu sein. Für seine Leistung, nicht nur zu verkaufen, sondern gute Stimmung zu verschenken.
Zum Autor: Daniel Zanetti ist geschäftsführender Mitinhaber und Buchautor der Mystery Check- und Trainingsfirma NeumannZanetti & Partner. Der querdenkerische, innovative Unternehmer begeistert mit seinem „Weekly Empowerment Innovationsletter“ bereits seit Jahren eine Leserschaft in über 30 Ländern. Ein „Best of“ seiner Innovationsletters ist kürzlich in Buchform erschienen.
Mediscope, Daniel Zanetti
03.09.2008 - gem